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Digitales Heizungsmonitoring und Optimierung

Rollout im gesamten Bestand bei der WoGe Werdohl

Liegenschaft in der Feldstraße

Der Weg zur Klimaneutralität bis spätestens 2045 stellt die Wohnungswirtschaft vor große Herausforderungen. Die Wohnungsgesellschaft Werdohl GmbH (WoGe) hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt dies bereits bis zu 2035 erreichen.

Neben der energetischen Sanierung der Gebäude liegt ein entscheidender Hebel in der Effizienzsteigerung der Heizungsanlagen. Mit der Digitalisierung der Heizungskeller schafft die WoGe Werdohl eine Grundlage für ein datenbasiertes Energiemanagement, das nicht nur den Energieverbrauch senkt, sondern auch den Komfort für die Mietenden sichert.

Ausgangszustand

Die Wohnungsgesellschaft verwaltet 212 Gebäude (Baujahr 1927 bis 2018) mit 1.417 Wohnungen, von denen bis 2024 bereits 148 Gebäude energetisch saniert wurden. Motiviert durch einen Artikel über Heizungsmonitoringsysteme, entschied sich das Unternehmen für eine Pilotphase, die zum Rollout aller 212 Häuser mit anfangs vornehmlich Gasheizung ausgeweitet  – darunter auch einige Wärmepumpen –wurde.

Zu Projektbeginn verfügten rund 70  Prozent des Bestands der WoGe Werdohl über einen energetischen Mindeststandard. Die Wärmeversorgung der Gebäude und Wohnungen erfolgte vornehmlich über 122 zentrale Gasheizungsanlagen. Einzelne Gebäude waren bereits mit Wärmepumpen oder Pelletheizungen ausgestattet, alte Gasheizungen sollen in Zukunft durch Wärmepumpen ersetzt werden. Trotz energetischer Sanierungen der Gebäudehülle stagnierte der Energieverbrauch – ein Hinweis auf unzureichende Regelungstechnik und ineffizienten Anlagenbetrieb. Eine Lösung war gefragt, die nicht nur Transparenz schafft, sondern gleichzeitig steuerbar, herstellerunabhängig und datensicher ist. Das System sollte in der Lage sein, alle Anlagen zu digitalisieren und zu vernetzen, da man sich davon größere Einspareffekte und damit einen erheblichen Schritt Richtung Klimaneutralität der Bestände verspricht. 

Maßnahmen

IoT-Gateway & Erweiterungsmodul von othermo

Um die vorhandenen Heizsysteme effizienter zu steuern und den Betrieb zu optimieren, setzt die WoGe Werdohl auf Digitalisierung, Monitoring und Optimierung. Dafür entschied man sich für die Lösung der Firma othermo, denn das System kann – unabhängig von Hersteller oder Technologie – Anlagen digitalisieren. Der Fokus liegt nicht auf einzelnen Komponenten, sondern auf dem Gesamtsystem und den Nutzerbedürfnissen.

Im Februar 2024 begann der flächendeckende Rollout der IoT-Gateways in allen 122 Gaszentralheizungen sowie Wärmepumpen. Die Gateways ermöglichen die digitale Erfassung und zentrale Steuerung aller Anlagenkomponenten – ohne zusätzliche Sensorik.

Über vorhandene Bus-Schnittstellen werden in Echtzeit Daten von Wärmeerzeugern (Gas, Wärmepumpen), Pumpen, Gaszählern sowie Submeteringfunkgeräte (Heizkostenverteiler, Wärmemengenzähler, Wasseruhren und Rauchwarnmelder) und weiteren Systemen gesammelt und an das othermo Cloud-Portal übermittelt.

Das Gateway ermöglicht die zentrale Fernüberwachung sowie den Fernzugriff auf die Regelung der Heizungsanlage in Echtzeit, wodurch Störungen und Fehlparametrierungen frühzeitig erkannt und ohne Vorort-Einsätze behoben werden können. Davon profitiert auch die Kommunikation zwischen Technikdienstleistenden und Mietenden.

Das auch die moderneren Wärmepumpen vernetzt wurden, ist für einen optimierten Betrieb entscheidend, um Energie- und Kosteneinsparungen voll auszuschöpfen und das Stromnetz nicht unnötig zu belasten. Gleichzeitig stellt Monitoring die Effizienz sicher – und ersetzt die verpflichtende Betriebsprüfung alle fünf Jahre gemäß §60a GEG.

Zusätzlich wurden von der Wohnungsgesellschaft Werdohl weitere Maßnahmen umgesetzt: Schutzgehäuse, Router, Stromleisten und Wireless Access Points wurden installiert und sicher verschlossen, um unerlaubten Zugriff zu vermeiden. Die gesamte Installation wurde innerhalb von vier Monaten abgeschlossen – dank eines digitalen Inbetriebnahmeassistenten kann das System standardisiert und skalierbar ausgerollt werden. 

Herausforderungen

Die Umstellung auf ein digitales Heizsystem bringt nicht nur technische, sondern auch kommunikative Herausforderungen mit sich. Vor allem die veränderten Heizungstemperaturen (Senkung auf 45 Grad) erzeugte anfänglich Verwunderung seitens der Mietenden und Aufklärungsbedarf. Insbesondere bei Wärmepumpen müssen sich Nutzende an niedrigere Vorlauftemperaturen gewöhnen – Heizkörper fühlen sich kühler an, obwohl die Raumtemperatur konstant bleibt. Die Komfortbedürfnisse der Mietenden sollen nun besser berücksichtigt werden, indem etwa Nachttemperaturen bei 18 Grad und Tagestemperaturen um 22 Grad garantiert werden. 

Deshalb ist Aufklärung und Mieterakzeptanz entscheidend. Allein durch die Digitalisierung lassen sich beachtliche Einsparungen erzielen. Wenn zusätzlich die Mietenden überzeugt werden und sich darauf einlassen, fällt der Effekt noch deutlich größer aus.
Die WoGe Werdohl legt großen Wert auf die Einbindung der Mieterschaft und informiert aktiv über ein energiesparendes und effektives Heizverhalten, um Irritationen vorzubeugen. Besonders sogenannte „Poweruser“ sollen sensibilisiert werden, um Verbrauchsspitzen zu vermeiden und Einsparpotenziale voll auszuschöpfen.

Zudem zeigte sich im Verlauf des Projekts, dass viele Netzbetreiber noch nicht auf die breite Integration von Wärmepumpen und Photovoltaik vorbereitet sind. Die WoGe Werdohl ist Gründungsmitglied der Wohnsektor-Initiative zur Beschleunigung von Investitionen in die Photovoltaik.
15 Wohnungsunternehmen sind grundsätzlich bereit, ihre mit Photovoltaikelementen ausrüstbaren Dachflächen in eine neu zu gründende Zweckgesellschaft (Kapitalgesellschaft / Genossenschaft) einzubringen. Insgesamt ist es das Ziel, 30 Megawatt Photovoltaik (MWp) auf den Dächern der Kooperationsunternehmen zu bündeln.

Die WoGe Werdohl beabsichtigt als Starterprojekt bis zu 100 eigene Dächer mit PV und bis 2033 von den insgesamt 212 Gebäuden 180 mit Wärmepumpen auszustatten. Doch die Genehmigungsverfahren der Netzbetreiber verlaufen oft schleppend – ein strukturelles Problem, das den Ausbau erneuerbarer Technologien bremst.

Vorteile

Die Vorteile der digitalen Lösung zeigen sich schnell:

  • Monitoring und Kontrolle: Alle Heizungsanlagen sind zentral einsehbar und steuerbar.
  • Effizienzgewinne: Erste Ergebnisse deuten auf Einsparungen von mindestens zehn Prozent bei der Energie hin– durch die gezielte Steuerung, frühzeitiges Erkennen von Wartungsbedarf und die Fernanpassung von Einstellungen zur Verbesserung des Energieverbrauchs.
  • Störfallmanagement: Fehlfunktionen und Fehlparametrierungen werden automatisch erkannt und können oft ohne Vor-Ort-Termin behoben werden. Bei Störungen oder Unregelmäßigkeiten im Betrieb erfolgt eine automatische Klartext-Fehlermeldung per E-Mail oder SMS, sodass ein reibungsloses und schnelles Störmanagement möglich ist.
  • Zukunftssicherheit: Die Lösung ist technologieoffen und unterstützt sowohl klassische Gasheizungen als auch moderne Wärmepumpen und hybride Systeme. Zusätzlich sind z.B. noch Photovoltaikanlagen in das System integrierbar.

Auch die Benutzeroberfläche des Systems überzeugt – einfache Bedienung, intuitive Visualisierung und klare Fehlermeldungen machen das Monitoring zugänglich für alle Beteiligten. Zudem ist ein vollständiger Fernzugriff auf die Regelung möglich, inklusive aller relevanten Anlagenparameter. So lassen sich Einstellungen aus der Ferne prüfen und anpassen, ohne dass Technikerinnen oder Techniker vor Ort sein müssen.

Fazit

v.l.n.r.: Ingo Wöste, Thomas Koutalidis, Dr. Dennis Metz

Die Digitalisierung der Heizungskeller ist für die WoGe Werdohl ein zentraler Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2035.
Die Kombination aus intelligenter Technik, fundierter Datenauswertung und aktiver Mietendenkommunikation ermöglicht eine deutliche Effizienzsteigerung.

Gleichzeitig wird der Betrieb zukunftssicher gestaltet – unabhängig von Anlagentypen oder Energiequellen. Die ersten Ergebnisse der Digitalisierung und Optimierung der Heizungsanlagen deuten auf eine Einsparung von ca. 10 Prozent hin, laut Ingo Wöste ist das eine “konservative” Schätzung. Wie groß die Einsparung im Detail ist, wird sich nach der ersten Heizperiode zeigen.

Der Erfolg des Projekts zeigt: Wer konsequent digitalisiert, schafft nicht nur Einsparungen, sondern verbessert auch den Komfort und die Steuerbarkeit im Gebäudebestand – eine Win-win-Situation für Eigentümer und Mietende gleichermaßen.

Kontakt

Ein Portrait von Ingo Wöste

Ingo Wöste

Wohnungsgesellschaft Werdohl GmbH Geschäftsführer

Ein Portrait von Dennis Metz.

Dr. Dennis Metz

othermo GmbH Geschäftsführer

Ein Portrait von Thomas Koutalidis

Thomas Koutalidis

KEDi Experte Effizienztechnologien und -maßnahmen

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